Im Frühsommer sehen wir sie wieder. Millionen von Bienen schwärmen durch die Lüfte. Jede Biene hat ihre eigene Aufgabe. Macht das, was sie am besten kann. Instinktiv. Die einen bestäuben Blüten und sorgen dafür, dass die Pollen weitergetragen werden. Andere kümmern sich um den Nachwuchs. Bienen sind ein wichtiger Teil unseres Ökosystems. Doch genau das ist durch den Klimawandel massiv bedroht. Genauso wie die Biene. Deren Population ist in Europa bereits um mehr als ein Viertel zurückgegangen.
Bienen retten Eisbären.
Wie wir als kleiner Teil des Schwarms das Klima retten.
Gletscher schmelzen wie Erdbeereis
Der sogenannte Earth Overshoot Day* betitelt den Tag im Jahr, an dem wir mehr natürliche Ressourcen verbraucht haben, als nachwachsen können. 2018 und 2019 war das der 29. Juli. Seit vier Jahrzehnten - genauer gesagt, seit 1977 - war jedes Jahr heißer als der Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Nicht nur unser Ressourcenverbrauch steigt an, auch der Klimawandel lässt sich nicht mehr ignorieren. Die Erde schwitzt. Und das nicht erst seit gestern. Der World Glacier Monitoring Service (kurz: WGMS) beobachtet weltweit Gletscher aus fast 20 verschiedenen Bergregionen. Das Resultat: "Die Eisdicke der beobachteten Gletscher nimmt derzeit jedes Jahr zwischen einem halben und einem ganzen Meter ab. Das ist zwei- bis dreimal mehr als der entsprechende Durchschnitt im 20. Jahrhundert", erklärt Zemp, Direktor des WGMS. Dem Eisbären schmilzt der Boden unter den Tatzen weg. Fast so schnell, wie uns das Erdbeereis im Frühsommer, während wir noch Bienen zählen.
Schwarmverhalten
Dass es allerhöchste Zeit ist zu handeln, ist nichts Neues. Das zeigen uns unsere kleinen Geschwister, Kinder oder Enkel. Sie marschieren, im Zuge des "Fridays for Future" (kurz FFF; globale soziale Schüler-/Studentenbewegung, die sich für schnelle und effiziente Klimaschutzmaßnahmen einsetzt), voran. Rückenwind bekommen sie von über 16.000 namhaften deutschen, österreichischen und Schweizer Wissenschaftler, die in einer gemeinsamen Stellungname hinter dem stehen, was die Schüler fordern. Freitag um Freitag gehen sie auf die Straße. Brüllen Forderungen. Winken mit ihren Schildern, die eine schärfere Klimapolitik fordern. Schwarmverhalten. Da ist sie wieder: die Einheit aus Mehreren. Wie bei einem Bienenschwarm besteht sie aus ganz verschiedenen Persönlichkeiten und bildet doch eine starke Kraft. Eine Kraft, die etwas bewirken kann.
Kurz erklärt: Earth Overshoot Day*
Der *EOD ist eine Kampagne der Organisation Global Footprint Network und bezeichnet den Tag des Jahres, ab dem die Menschen mehr natürliche Ressourcen verbrauchen als die Erde produziert. Es ist der Zeitpunkt, an dem wir aus ökologischer Sicht über unsere Verhältnisse leben. Die Berechnungen beruhen auf dem ökologischen Fußabdruck von 150 Nationen. Den größten Einfluss darauf haben z. B. unser Wasserverbrauch, die Lebensmittelproduktion, Wohnen und Brennstoffe.
Gemeinsam statt einsam
Zusammen kann man eben mehr bewegen als alleine. Was nach einem alten Birkenstock-Schlappen klingt, ist aber keinesfalls außer Mode. Leider verliert der Mensch zusehends an Rudelverhalten. Aber mal ehrlich: Was ein Wachs produzierendes Insekt kann - das können wir doch schon lange! Damit wir unseren Bienenschwarm auch weiterhin im Frühsommer beobachten können, sind wir es nun, die einen Schwarm bilden müssen. Eine starke Einheit für unsere Umwelt.
Lastenradfahrende Jute-Veggie-Sau?
Der Vorteil an einem Schwarm ist, dass nicht jeder alles machen muss. Wir tragen jeder unseren individuellen Teil bei. Das heißt: Wir müssen nicht die lastenradfahrende Jute-Veggie-Sau sein. Da ist sie! Die Erlösung, die wir so lange im Plastiktütenhaufen gesucht haben. Bevor wir uns nun jauchzend in die Arme fallen und weitermachen wie bisher, möchte ich an etwas erinnern: Selbst wenn die Heizerbiene nur die Aufgabe hat, das Nest konstant auf 35 Grad Celsius zu halten - diese Aufgabe erfüllt sie gewissenhaft. Es ist also an der Zeit sich zu fragen, welche Biene man ist.
Alles für den Schwarm
Wenn man statt dem PS-starken Geschäftswagen ein Lastenrad fährt, ist das cool, hip und feinste Start-up-Manier. Wenn die Hängematte auf unserem Balkon einem Solarpaneel weichen muss und wir autark leben, sind wir in der Klima-Retter-Elite. Wenn wir jedes Mal zum Dinkel-Linsen-Bratling greifen, statt zum Steak, sparen wir bis zu 2 Tonnen CO2 pro Kopf. Doch, halt! Bevor wir nun protestieren, dass es im Winter so kalt ist auf dem Fahrrad, die Hängematte im Sommer nicht wegzudenken und das Steak eben doch ganz lecker ist: Keiner von uns kann der ultimative Klima-Prophet werden. Das müssen wir auch nicht. Anders als die Bienen sind wir nicht instinktgesteuert. Wie wir CO2 in unserem Alltag einsparen können, entscheiden wir ganz alleine. Vielleicht schmeckt der Dinkel-Linsen-Bratling gar nicht so schlecht. Zumindest ein-/zweimal die Woche. Oder der Weg zur Arbeit ist mit dem Fahrrad oder der Bahn doch manchmal entspannter. Zu Öko-Strom wechseln erscheint nicht mehr so kompliziert.
Die Glaswasserflasche weicht ihrer Vorgängerin aus Plastik und wird zum trendigen Accessoires. Und statt übers Wochenende für 15 EUR nach London zu fliegen, geht man lieber mit Freunden in der Fränkischen wandern. Egal wie groß der Teil ist, den wir für den Klimaschutz beitragen - er hilft. Unserer Erde, den Bienen und schlussendlich uns.
Forscher sind sich einig, dass der Eisbär in circa 50 Jahren ausgestorben ist. Wir sollten uns überlegen, wie wir mit der Welt umgehen, damit wir unseren Kindern auch noch in Zukunft Eisbären in Freiheit zeigen können und es nicht nur Kuscheltiere von ihnen gibt.